In meiner Familie angelten lediglich mein Großvater und mein Onkel. Die beiden hatten einen kleineren Schwarzwaldbach gepachtet, aber ich war damals noch zu klein und durfte leider nie zur Forellenpirsch mitgehen. Sie fischten zumeist recht erfolgreich mit Naturködern, im Sommer fast immer mit lebenden Heuschrecken im Stil von Ernest Hemingway und nach ihrer Rückkehr durfte ich wenigstens den Fang bestaunen.
Später, nachdem mein Onkel weggezogen war, nahm er mich in den Ferien ein oder zwei Mal mit zum Fischen an den Neckar. Mit der Grundrute waren unsere Erfolge bescheiden und ich fand das Ansitzen nicht so prickelnd und eher langweilig. Das frühe Aufstehen dämpfte zusätzlich meine aufkeimende Leidenschaft. Im Jugendalter war ich dann sportlich sehr aktiv und der Leistungssport ließ mir keine Zeit für andere Aktivitäten. Allerdings lag der Trainingsplatz direkt neben dem Fluss und in den Pausen bewunderte ich immer wieder die Fliegenfischer, welche die Fliege so elegant auf die andere Uferseite beförderten. Dort standen kapitale Fische und deren Fang konnte ich ab und zu bestauenen. Als das Interesse am Leistungssport etwas nachließ, entschloss ich mich die Fischerei-prüfung abzulegen. Erstes Blinker-Gerät wurde angeschafft, doch die Initialzündung zur Fliegenfischerei gab es im Jahr 1978. Mit Freunden war ich zu einer großen Skandinavien Rundreise aufgebrochen. Am Inari See stiegen Horden von Äschen. Mit dem Blinker war ihnen nicht beizukommen und mit größter Mühe wurde eine 10er Fliege aus einem Shakespeare Fliegenset an die 0,40er Schnur der Spinnfischerausrüstung angebunden. Durch wildes Fuchteln brachte ich den Köder gerade Mal auf zwei Meter Distanz. Immerhin weit genug um eine Äsche zum Steigen zu bewegen. Diese zu haken war aber völlig aussichtslos und weitere Frusterlebnisse folgten auf dieser Urlaubsreise. Nach meiner Rückkehr wurde sofort ein Fliegenfischerset gekauft und gleich mal "schwarz" an meinem späteren Vereinsgewässer ausprobiert. Immerhin gelang mir der Fang einer schönen Bachforelle mit der Trockenfliege und fortan war ich der Fliegenfischerei total verfallen. Aus den damals wenigen, zur Verfügung stehenden Büchern, wurde das Werfen und das Fliegenbinden erlernt und fortan intensiv betrieben.
Neben der Fischerei an den heimatlichen Forellen- und Äschengewässern wurde ausgiebig gereist. Im Jahr 1985 war ich gar ein Vierteljahr unterwegs. Zwei Monate davon stellte ich den norwegischen Lachsen nach, einen Monat verbrachte ich in den USA und Kanada. Ständig vergrößerte ich mein Wissen und gab dieses alsbald als Autor der Zeitschrift "Der Fliegenfischer" weiter. Auch für englische und amerikanische Publikationen war und bin ich in dieser Richtung tätig. Ich fische mit der Fliege gerne auf alles, was Flossen trägt. Neben den Salmoniden macht es auch mal Spaß, einen Barsch zu fangen. Auch im Meer konnte ich schon den einen oder anderen außergewöhnlichen Fang tätigen. Meine große Leidenschaft ist jedoch das Fischen auf den atlantischen Lachs. Auch wenn mich viele andere Reiseziele reizen, so führen mich meine Urlaubsreisen fast nur noch in Länder, in denen man Salmo Salar nachstellen kann. Da die Bestände dieser Spezies stark bedroht sind, setze ich mich schon lange für den Erhalt und die Stabilisierung derselben ein. Für mich ist es eine Verpflichtung, die Fischereimöglichkeiten auch für unser Kinder und Kindeskinder zu erhalten. Zum einen war ich Gründungs-mitglied und langjähriger Schriftführer der LMS e.V. und ich bin heute Mitglied der Nachfolgeorganisation Wanderfische ohne Grenzen/NASF Deutschland. Für mich zeigt jeder Lachsfischer durch seine Mitgliedschaft sein Interesse an deren Zielen. Für den NASF - North Atlantic Fund war ich lange Jahre und bis zum Ableben seines Gründers Orri Vigfusson als deutscher Direktor aktiv und habe viele Benefizveranstaltungen organisiert. Diese Organisation kümmert sich um den Schutz des Lachses auf hoher See. Ohne die Aktivitäten des NASF und seines Gründers Orri Vigfusson wären die internationalen Bestände schon langekollabiert. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Persönlichkeit und unterstütze seine Nachfolger mit allen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Ich meine, dass jeder Lachsfischer nach dem Motto handeln sollte "nicht nur fangen, sondern auch etwas dafür tun"! Denn die goldenen Zeiten der Lachsfischerei sind leider schon lange vorüber. Ich wünsche viel Spaß bei der Durchsicht meiner Seite und hoffe, dass auch Sie etwas Interessantes darin finden.
Always tight lines
Hartmut Kloss